Kurt-Ludwig Forg
Musiker                                 

Beitrag zu dem von Francis Bottenberg herausgegebenen Gedenkbuch
"In Memoriam Joanna und Wolfgang Bottenberg" (2018)


In der Zusammenarbeit mit Komponisten habe ich mir oft die Frage gestellt, inwieweit der Charakter eines Menschen in seinen Werken erkennbar ist oder auch andersherum: Kann man aus Kompositionen auf den Charakter seines Urhebers schließen?
Bei Wolfgang traf dies in  ganz besonderem Maße zu. Unser erstes Treffen fand nach einem Konzert 2008 statt. Nach der amerikanischen Uraufführung der kurz zuvor entdeckten Choralphantasie „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ von Johann Sebastian Bach sprach er mich an und zuerst ging es um Außermusikalisches. Teilweise aufgewachsen auf der Schwäbischen Alb kannte er die nahegelegene Freie Reichstadt Nördlingen, in der ich eine Zeitlang wirkte. Über Briefe und E-Mails blieben wir in Kontakt und trafen uns in den folgenden Jahren immer bei Konzerten und ich hatte auch das Privileg häufig nach Beaconsfield eingeladen zu werden, wo ich dann auch Joanna näher kennenlernen durfte. Die gemeinsame Liebe zu Katzen und ihren Eigenheiten, aber auch ihre Arbeit und ihre Studien in Wien waren schnell Themen, die wir intensivieren konnten.
Bei der Beschäftigung mit Wolfgangs Kompositionen für Orgel und Klavier und auch beim vierhändigen Klavierspiel von Mozart- und Beethoven-Symphonien lernte ich einen Menschen kennen, der einerseits sehr klar strukturiert war, andererseits aber auch von inneren Heiterkeit, Milde, Gelassenheit und vielen anderen ähnlichen Eigenschaften erfüllt war. Ich entdeckte schnell all diese Eigenschaften in seinen vierhändigen Klavierstücken für Kinder oder auch in seiner Orgelpartita „Behold a Rose in Blossom“ wieder.
Bei unseren Konversationen ging es nicht immer nur um „leichte“ Themen. Ich erinnere mich – und hier lagen ja auch Forschungsschwerpunkte Wolfgangs – an die Fassungslosigkeit, tiefste Betroffenheit und das Entsetzen beim Thema Nationalsozialismus und Holocaust. Stolz und zugleich etwas frustriert zeigte mir auch seine damalige Vorlage für eine Edition sämtlicher Lieder von Friedrich Nietzsche, für die er jedoch seit Jahren keinen Verleger finden konnte. Durch einen Kontakt zum deutschen Dohr-Verlag vermochte ich ihm ein wenig in dieser „Herzensangelegenheit“ zu helfen und somit liegt seit Jahren nunmehr eine frei zugängliche Ausgabe dieser interessanten Werke vor.
Beim Schreiben dieser Zeilen tauchen viele Erinnerungen an Joanna und Wolfgang auf – trotz der Kürze von nur neun Jahren, in denen wir in Kontakt waren. Auch wenn unsere Treffen nur immer im Jahrestakt stattfinden konnten, waren diese für mich bedeutsam: An die beiden als Menschen, an ihre kultivierte und humane Einstellung.
Am 19. Mai werde ich Wolfgang Partita über „Behold a Rose in Blossom“ in einem Konzert in Wien spielen – mit vielen besonderen Gedanken an Joanna und vielen Fragen, was sie wohl alles in dieser Stadt gesehen hat. Am „Schauplatz des Geschehens“, in Montreal, ist dieses Werk ebenfalls am 9. August programmiert. Heiter, angenehm, erlesen – so könnte man dieses Werk charakterisieren, ganz wie die beiden. Als Menschen darf ich sie nunmehr nicht mehr erleben, aber im biblischen Zitat „… denn ihre Werke folgen ihnen nach“ – so werden Joanna und Wolfgang in meiner Erinnerung präsent sein.

Melos + Struktur
Festschrift: Hans Ludwig Schilling zum 75. Geburtstag

Herausgegeben von Kurt-Ludwig Forg und Hans D. Hoffert (2002)
FREIBURGER MUSIK FORUM
dort:
- Hans Ludwig Schillings "Partita quasi trompetteria"
Subjektive Anmerkungen zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem
Werk und   Hinweise für die Spielpraxis
- Kurt-Ludwig Forg: Hans Ludwig Schilling. Eine biographische Skizze
- Werke von Hans Ludwig Schilling. 2000 - 2002. Eine Ergänzung zum
Werkverzeichnis

"Die Entwicklung der Orgelsymphonie" - Ein Überblick (Hausarbeit, Typoskripkt,  Robert Schumann Hochschule für Musik, Düsseldorf (ca.1986)